Recap: Tech Open Air 2017 in Berlin
Technologie, Musik, Kunst, Wissenschaft – das Tech Open Air (TOA) vereint jedes Jahr Experten aus all diesen Disziplinen zum Austausch über Trendthemen wie künstliche Intelligenz oder Virtual Reality. Mit mehr als 200 Speakern und über 20.000 Besuchern gilt der Event als eine der größten interdisziplinären Technologiekonferenzen Europas. Auch wir haben uns auf der TOA über aktuelle Entwicklungen informiert.
Das Tech-Festival erstreckte sich über vier Tage: Zwei Konferenztage sowie zwei Tage mit zusätzlichen Events rund um das Berliner Funkhaus am Spreeufer. Gleich nach unserer Ankunft wurden wir von Technologie-Inspirationen en masse und einer gehörigen Portion Summer-Vibes in Empfang genommen.
Unser Highlight: Haus of Tech
Unser erstes Highlight ist schnell bestimmt: Auf der 3.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche des „Haus of Tech“ präsentierten Unternehmen ihre neuesten Projekte und Technologien. Anfassen und Ausprobieren ausdrücklich erlaubt!
Die Entwicklungen im Bereich Virtual Reality fand ich besonders spannend: VR-Achterbahn fahren oder Objekte gestalten, um anschließend mit ihnen im virtuellen Raum zu interagieren – das hat echt Spaß gemacht. Und lästige Sensoren wurden auch nicht benötigt, denn eine zusätzliche Kamera an der VR-Brille erfasste Handbewegungen in Echtzeit. Das verdiente auf jeden Fall einen Haken auf unserer imaginären Checkliste für Trends, die wir für zukünftige Projekte einsetzen könnten.
Wirklich toll am Haus of Tech und dem TOA im Allgemeinen ist die Vielfalt der teilnehmenden Branchen: Fintech-Unternehmen wie Wirecard oder Fidor, Start-ups wie Smartcity Berlin, die sich mit dem Internet der Dinge beschäftigen, oder sogar so verrückte Geschäftsideen wie gesundes Eis waren dieses Jahr auf dem Festival präsent. Die Telekom stellte einen Hightech-Kühlschrank aus. Anstelle der normalen Glasfront wurde ein durchsichtiger Computerbildschirm integriert, auf dem die Besucher verschiedene Informationen abrufen oder sogar Filme ansehen konnten.
Mindestens ebenso viel Spaß hatten wir in der Play Area. Neben gängigen Spielen wie Tischkicker oder Tischtennis sorgte vor allem das Spiel „Gewinnen durch Entspannung“ für Aufmerksamkeit. Dabei sitzen sich zwei Gegner gegenüber. Die Köpfe sind mit einem Messgerät verbunden. Dieses misst die Gehirnaktivität und übermittelt die Daten an einen kleinen Ball, der auf dem Tisch liegt. Beginnt das Spiel, rollt der Ball auf diejenige Person zu, die eine höhere Gehirnaktivität zeigt. Das Ziel: Entspanne dich mehr als dein Gegner, damit du den Ball auf seine Seite bewegst. Dass Cocomoris sehr entspannt sein können, zeigte der Selbstversuch mit meinem Kollegen: Wir haben uns einen erbitterten „Entspannungs-Kampf“ von mindestens 20 Minuten geliefert, weshalb uns andere Besucher darauf angesprochen haben, ob wir regelmäßig Meditationskurse besuchen.
Die Sessions: Am besten schon vorher planen, was man sich ansehen möchte
Während der zwei Konferenztage gab es mehr als 100 Sessions zu bestaunen, die man grob in fünf Kategorien einteilen kann:
- Künstliche Intelligenz (KI) & Maschinelles Lernen
- Internet der Dinge (IoT) & Bilderkennung
- Blockchain-Technologien
- Start-ups / Europäische Wagniskapitalgeber und Unternehmen
- Technologien in Unternehmen
Kleiner Tipp: Am besten plant man schon im Vorfeld, welche Sessions man besuchen möchte und erstellt einen konkreten Zeitplan, damit man von der Vielfalt vor Ort nicht überwältigt wird. Ausgedruckte Programmzettel gehören aber dank der App vom TOA definitiv der Vergangenheit an.
Wir hatten uns zuvor 25 Sessions ausgewählt: Den Auftakt bildete der Vortrag von Maurizio Rossi, Gründer und Co-CEO von H-PHARM. Das Thema: Ökosysteme europäischer Start-ups und Unternehmen und ihre gegenseitige Abhängigkeit in der Zukunft. Rossi glaubt an das Potential von europäischen Hightech-Start-ups – vor allem, wenn die Produkte der amerikanischen Big Five, die sogenannten GAFAM (Google, Alphabet, Facebook, Apple, Microsoft), nicht mehr länger als Hightech-Produkte, sondern als Bestandteil unseres Alltags wahrgenommen werden. Dann entsteht ein neuer High-Tech-Sektor, in dem die Start-ups von heute die neuen High-Tech-Unternehmen von morgen sind.
Anschließend zeigte uns Robin Haak von Smart Recruiters eine spannende Anwendung von Big Data im Recruiting-Bereich. Er erklärte uns, wie KI und Maschinelles Lernen die Recruiting-Industrie revolutionieren und Filteraufgaben automatisieren können, damit Recruiter letztendlich wieder Zeit haben für das, was wirklich wichtig ist: potentielle Kandidaten persönlich kennenzulernen.
Auf eine der zwei großen Bühnen fand eine Panel-Diskussion zum aktuellen Stand und der Entwicklung von KI statt: Welche Herausforderungen birgt das Natural Learning Processing (kurz NLP), wie wird KI heutzutage wahr- und angenommen und wie kann KI jetzt schon dabei unterstützen, Erkrankungen wie beispielsweise Krebs zu bekämpfen?
Worauf ich mich am meisten gefreut habe, waren die Vorträge zu Blockchain-Technologien. Diese bilden die Basis für dezentrale, sichere Datenbanken, mittels derer digitale Transaktionen durchgeführt und sensible Daten übertragen werden können. Auch in dieser Hinsicht hat das TOA mich nicht enttäuscht: Besonders der Vortrag von Moritz Bierling von der Blockchain basierten Plattform Neufund war wirklich aufschlussreich. Das Ziel dieser Plattform ist es, eine neue Art des Fundraisings zu entwickeln. Dank sogenannter Blockchain-Tokens, einer digitalen Geldeinheit, können Investoren sich direkt an Unternehmen beteiligen. Und dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen privaten Investor oder Unternehmer handelt. Zwei Tools, die das bewerkstelligen können, sind das Initial Coin Offering (ICO) und das Initial Public Offering (IPO), wobei ersteres regierungsunabhängig ablaufen kann. In seinem Vortrag erklärte Bierling, warum ICO das neue IPO ist und wie Blockchains das komplette Ökosystem der Investitionen durchbrechen können: Teure und langwierige Vertragsprozesse, die mit jeder Menge bürokratischem Aufwand verbunden sind, werden durch smarte Verträge abgelöst, die unabhängig von zentralen Behörden geschlossen werden können. Weiterer Pluspunkt: Dank ICO sind digitale Transaktionen wesentlich flexibler durchzuführen.
Besonders schön: Das TOA bringt unterschiedlichste Branchen zusammen
Was wir am TOA besonders toll finden, ist, dass es so viele verschiedene Industrien und Personen aus ganz Europa und den unterschiedlichsten Branchen zusammenführt. Von kleineren IT-Gadgets bis zur Weltraumtechnik war alles dabei. Und auch die Themenvielfalt der angebotenen Sessions zeigte: Das TOA bietet Raum für ein breites Publikum.
Am Ende sind es genau solche Events, die einen aus der täglichen Routine reißen und den eigenen Horizont erweitern. Während wir von Session zu Session rannten – von der schönen Waldbühne zu den beeindruckenden Räumlichkeiten im Funkhaus – nahmen wir jede noch so kleine Idee und Inspiration, die das TOA uns vor die Füße legte, dankbar mit.