Die „Meuterei auf der Bounty“ und ihre Folgen – eine Nachricht muss an die richtige Adresse: Herausforderung und Lösung online

Thomas Garbas

Haben Sie jemals „Die Meuterei auf der Bounty“ gelesen oder den Film gesehen? Falls Sie sich nicht erinnern: Um dem despotischen Kapitän Bligh zu entgehen, meutert die Mannschaft unter der Führung von Fletcher Christian, setzt Bligh in einer Barkasse aus und segelt nach Pitcairn, einem Eiland fernab jeglicher Zivilisation. Bis heute leben dort die Nachfahren von John Adams, einem der Meuterer der HMS Bounty.

Angenommen, Sie wollten jetzt einem der Nachkommen von Mr. Adams einen Brief schreiben. Sie besorgen sich Papier und Stift, stecken den fertigen Brief in einen Umschlag und stecken ihn in den nächsten Briefkasten. Damit der Brief ankommt, wäre es aber doch sehr hilfreich zu wissen, wie die Adresse von Mr. Adams lautet.

Sie wollen keinen Brief an Mr. Adams schicken? Sie kennen Mr. Adams ja nicht einmal? Aber Sie wollen als E-Commerce-Unternehmen Mr. Adams als Kunden gewinnen oder Sie wollen als Konsumgüterhersteller eine Produktprobe an Mr. Adams senden. Dann wäre es zumindest hilfreich, das korrekte Adressformat auf Pitcairn zu kennen – und noch besser wäre es, die Adresse von Mr. Adams bereits bei der Erfassung auf ein korrektes, zustellbares Format zu überprüfen.

Im Fall von Mr. Adams, der ja auf Pitcairn Island beheimatet ist, ist das noch relativ einfach. Eine postalisch korrekte Adresse auf Pitcairn besteht aus dem Namen des Adressaten. Wenn Sie sicherstellen wollen, dass Ihre Post auch ankommt, sollten Sie als Adresszusatz jedoch „Pitcairn Islands,  South Pacific (via New Zealand)“ hinzufügen.

Vom Südpazifik nach Europa

Anders verhält sich das im Rest der Welt. Ca. 345 verschiedene Adressformate gibt es weltweit beim postalischen Versand zu beachten, von Afghanistan bis Zimbabwe. Die gute Nachricht ist allerdings, dass sich diese verschiedenen Formate in ca. 5 „Hauptformate“ zusammenfassen lassen. Der größte Unterschied besteht hierbei zwischen Adressformaten im „mitteleuropäischen Stil“, im „angelsächsischen Stil“ und im „hispanischen Stil“. Im spanischen Sprachraum spielen beispielsweise Angaben wie Raum-Nummer, Apartment und Tür eine wichtige Rolle. Im angelsächsischen Raum hingegen kommt dem „postal code“ eine stärkere Bedeutung zu. In Großbritannien ist beinahe jedem Gebäude eine eigene Postleitzahl zugeordnet. Die Postleitzahlen weichen im Format deutlich von den Postleitzahlen im mitteleuropäischen Raum ab und bestehen aus Buchstaben und Zahlen, während in den mitteleuropäischen Ländern vorwiegend numerische Postleitzahlen zu finden sind.

So setzen sich mitteleuropäische Adressen meist aus dem Namen des Adressaten, der Straße und Hausnummer sowie der Postleitzahl und dem Ort zusammen. Dabei werden gelegentlich die Positionen der Hausnummer und Straße vertauscht. Die Unterschiede sind ansonsten aber eher marginal. In Großbritannien hingegen darf eine Adresse gerne mal aus folgenden Bestandteilen bestehen:

Titel / Vorname / Name
Gebäudename / Gebäudenummer
Hausnummer, Straße, Straßenart (Alley, Ave., Blvd., Court, etc.)
Zweite Adresszeile
District, Stadtviertel, Dorfbezeichnung
Postalische Ortsbezeichnung
Verwaltungsbezirk
Postleitzahl

Zusätzlich darf eine britische Adresse auch noch Angaben zur Etage, zur Gebäudeeinheit, zum Gewerbegebiet oder den Gebäudenamen enthalten.

Gleich richtig machen

Wie stellen Sie also sicher, dass Ihre Post, Ihre Waren- oder Werbesendung auch den richtigen Empfänger erreicht? Am kostengünstigsten erreichen Sie dieses Ziel, wenn Sie bereits bei der Erfassung der Daten auf das korrekte Format achten. Hierbei ist die Reihenfolge der Eingabefelder – wir gehen mal von einem Online-Formular aus – sowie die richtige Validierung der eingegebenen Daten entscheidend.

Die richtige Reihenfolge der Eingabefelder sollte also Teil Ihrer Lokalisierungs-Bemühungen sein. Was hilft Ihnen ein internationaler Internet-Auftritt, der sprachlich perfekt übersetzt ist, wenn die Kunden- oder Konsumenteneingaben nicht den lokalen Gegebenheiten entsprechen? In Japan ist es beispielsweise üblich, seinen Namen doppelt, in Kanji und in Katakana, anzugeben.

Auch Adressformate sollten bei der Eingabereihenfolge Berücksichtigung finden. Ist beispielsweise die Hausnummer dem Straßennamen vorangestellt wie in Frankreich, sollte auch die Eingabemaske erst nach der Hausnummer und erst dann nach dem Straßennamen fragen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Validierung der Angaben. Ist es noch relativ einfach, eine Prüfung durchzuführen, ob eine Postleitzahl in Deutschland aus 5 Ziffern oder in Österreich und der Schweiz aus 4 Ziffern besteht, so gerät man bereits in den Niederlanden (4 Ziffern, 2 Buchstaben) ins Grübeln und ist spätestens in Großbritannien der Verzweiflung nahe, da hier eine valide Postleitzahl aus 2 Buchstaben und einer Ziffer oder aus 2 Buchstaben, einer Ziffer, einem Leerzeichen, einer weiteren Ziffer und 2 weiteren Buchstaben bestehen darf. Auch Teilmengen davon können valide Postleitzahlen ergeben und, wie bereits oben erwähnt, jedes neu gebaute Gebäude kann eine eigene, neue Postleitzahl haben.

Frameworks helfen

 

Kaum jemand wird sich die Mühe machen wollen, diese Validierungen für alle Länder dieser Erde zu entwickeln und aktuell zu halten. Hierfür bieten aber alle gebräuchlichen Frameworks in der Regel Validatoren an, die eine Adresse zumindest auf formale Korrektheit überprüfen.

Sollte ein besonderer Bedarf bestehen, eine „wirklich“ korrekte Adresse zu erfassen, lassen sich Validatoren um Vergleiche auf entsprechende Postleitzahlendatenbanken erweitern. Hier wird die Existenz der Kombination aus Postleitzahl, Ort und Land geprüft, wobei eine gewisse Unschärfe der Prüfung hilfreich ist. Wie würden Sie beispielsweise „Frankfurt am Main“ schreiben? Frankfurt oder Frankfurt a. M.?

Sollte selbst diese Prüfung Ihren Bedürfnissen nicht Genüge tun, gibt es verschiedene Dienstleister, die basierend auf Geo- und Postdaten eine Validierung der Adresse über eine entsprechende Schnittstelle anbieten. Dies ist in der Regel kostenpflichtig und je nach Anbieter und Datenquelle zu- oder unzuverlässig.

Wenn Sie nun Ihre Adresse auf „Herz und Nieren“ geprüft haben, kann die Post ja losgehen.

Allerdings sollten Sie und Mr. Adams etwas Zeit und Geduld mitbringen. Die Zustellung nach Pitcairn Island dauert üblicherweise bis zu 3 Monate.

Unser Experte

Thomas Garbas

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Thomas Garbas ist seit 2006 bei Cocomore. Als Solution Architect unterstützt er unsere Kunden bei der Konsumentendatenerfassung  und im Data Management. Vor seiner Zeit bei Cocomore war Thomas mit einer kleinen Werbeagentur selbständig, hat als IT Leiter in der Solarbranche und als Freelancer gearbeitet.  Zu sich selbst sagt er einfach: „It’s me, Thomas“.