Bildnetzwerke auf dem Vormarsch – Was unterscheidet Instagram von Pinterest?

Daniel Hoffmann

Wer nicht selbst in allen der zahlreichen Social Networks wie Instagram oder Pinterest registriert ist, tut sich manchmal schwer damit, lediglich anhand Kurzbeschreibungen oder Artikeln, die Eigen- und Feinheiten dieser Netzwerke zu überblicken. Da wir häufiger mit der Frage konfrontiert werden, wo denn genau die Unterschiede zwischen den beiden bildlastigen Netzwerken liegen, hier eine kurze Abgrenzung.

Instagram – Größer, kurzlebiger, persönlicher

Was viele erst einmal verwundert: Bei Instagram gibt es kein Teilen/Sharen von Bildern! Sogenannte „Regrams“ sind keine native Funktion. Wenn Nutzer Bilder von Freunden oder Marken Bilder von Fans weiterverbreiten, laden sie diese herunter und posten sie erneut oder nutzen dezidierte Apps wie z. B. regram.me. Darum geht es also nicht primär auf Instagram. Hier geht es vielmehr um Likes („Gefällt mir“) und Kommentare – also Interaktion mit den (Marken-)Inhalten.

 

Daher setzen die meisten Unternehmen Instagram für Branding- und Interaktionsziele ein. Inspiration rund ums Produkt, Hintergründe und Verwendungssituationen („Food-/Product-Porn“) sind die größten Marken-Themen. Dafür spricht auch, dass Instagram keine direkten Links zulässt. Alles fokussiert sich auf den Bild-Content. Wer z. B. zum eigenen Shop verlinken möchte, muss Anzeigen schalten. Auch hier gibt es Alternativen von Drittanbietern. Daneben – und das gilt eigentlich für beide Netzwerke – ist es wichtig, sich in allgemeine, beliebte Hashtags einzuklinken, die weitestgehend zum Abgebildeten passen. So wird man mit etwas Glück schneller von neuen Nutzern gefunden, denn die User verfolgen nicht nur ihren „Feed“ wie etwa bei Facebook, sondern „stöbern“ sehr aktiv durch die Instagram-Suche.

 

Aktuell hat Instagram nach eigenen Angaben knapp 7 Mio. monatlich aktive Nutzer in Deutschland und über 300 Millionen Nutzer weltweit.

Instagram-Anzeigen starten durch – beflügelt von Facebook

For Business: Ads starten jetzt immer stärker durch. Ab 2016 sollen sie auch via Self-Service wie bei Facebook funktionieren. Dabei gibt es dann auch Formate mit Buy-Now-Button und Links zu Websites oder Shops.

Zweites (und eigentlich heute noch viel stärkeres) Feld sind Influencer. Nach YouTube ist Instagram als zweitstärkstes Netzwerk in diesem Feld zu sehen. Auch deutsche Meinungsführer versammeln ganz gerne mal über 1 Mio. Follower hinter sich. Plattformen wie brandnew.io vermitteln diese einflussreichen Instagrammer an Unternehmen.

Pinterest – Kleiner, langlebiger, interessengetrieben

Bei Pinterest geht es schon mehr um „Sharing“ bzw. eben das „Pinnen“. Wo Instagram eher das „Twitter für Bilder“ ist, also primär ein Feed, in dem viele private Momente und emotionale Bildinszenierungen durchlaufen, ist Pinterest mehr ein „Kuratierungsdienst“. Es geht darum, Fundstücke im Netz festzuhalten, die zu eigenen Interessen passen - also eine Art Bookmarking für Bilder/Ideen/Produkte. Das Posten von Inhalten oder das Folgen von anderen Nutzern funktioniert also ganz anders als bei Instagram, sozusagen spiegelverkehrt dazu. Statt schönen Momenten von Freunden zu folgen und eigene zu teilen, zeigt man, was einen interessiert und folgt (fremden) Menschen, die dieses Interesse teilen. Alles wird dann in entsprechend beschriftete Boards gepinnt und verschwindet nicht in einem Feed wie bei Instagram. Diese Fundstücke können dann von anderen wiederum in eigene Boards übernommen (das Sharing auf Pinterest), kommentiert oder geliked werden. Hier liegen wiederum Chancen und Risiken für Unternehmen, denn die Pins können im Gegensatz zu Instagram-Bildern stets verlinkt werden! In den USA ist Pinterest damit neben Facebook zum zweitgrößten Traffic-Lieferanten aus Social Networks geworden. Doch auch hier muss die Intention der Nutzer berücksichtig werden: Unternehmen müssen ihre Produkte und Dienstleitungen in die Interessensgebiete bringen. Statt einer tollen Food-Inszenierung sollten sie lieber ein kreatives Rezept präsentieren, in dem das eigene Produkt vorkommt. Ein Möbelhersteller könnte beispielsweise einen von ihm hergestellten Tisch in einem inspirierenden Umfeld zeigen. 

 

Leider nimmt Pinterest in Deutschland noch nicht so schnell Fahrt auf und auch das Anzeigensystem ist noch nicht so offen und umfangreich wie bei Instagram (dank Facebook). Unternehmen müssen genau in ihre Zielgruppen und Produktkataloge schauen, ob das Netzwerk mit seinen Usern zu ihnen passt. Es gibt leider keine offiziellen Nutzerzahlen von Pinterest selbst, aber man geht von etwa 2 Millionen Nutzern in Deutschland aus. Weltweit sollen es gut 70 Millionen sein.

Spannend für Unternehmen sind aber vor allem zwei Dinge: Instagram und Pinterest bieten beide „Buy Now“-Buttons an – Instagram jedoch nur via Ads (wie Verlinkungen allgemein). Das gibt es bei Pinterest (zumindest heute noch) kostenfrei. Dazu kommt, dass Pinterest-Nutzer bei ihrem Besuch tendenziell ein höheres Kaufinteresse haben, da es um Inspiration und Information geht.[1]

Letztlich ist allerdings festzuhalten, dass beide Netzwerke sehr verschieden in ihrem Aufbau, ihrer Funktionsweise und letztlich in der Intention ihrer Nutzer sind. Unternehmen müssen für sich herausfinden, welches Netzwerk sich für ihre Zielgruppe und der Erreichung ihrer Ziele am besten eignet.

 

[1] Forbes: http://www.forbes.com/sites/onmarketing/2015/02/04/five-ways-pinterest-is-beating-facebook/

 

Unser Experte

Daniel Hoffmann

Daniel Hoffmann arbeitet seit Mai 2011 bei Cocomore. Als Director Consulting verantwortet er vor allem Strategien und Konzepte mit Social Media- und Mobile-Schwerpunkt.

Schon zuvor hat Daniel bei großen Werbe- und Digitalagenturen im Bereich digitale Kommunikation und Social Media gearbeitet. Daniel in kurz beschrieben: Kreativer Early-Adopter & Mr. Social

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